Vom Industriestandort zum Trendviertel: Barcelonas Stadtteil Poblenou im Wandel

15. Oktober 2020

Der Stadtteil El Poblenou ist Schauplatz des Wandels – durch ein städtebauliches Projekt wird derzeit aus einem wenig ansehnlichen Industriestandort ein innovatives Trendviertel. Neben spannenden Infrastrukturmaßnahmen setzt Barcelona dabei auf Architektur. So schufen namhafte Architekten hier Gebäude mit futuristischen Konzepten, alte Industriehallen wurden umgestaltet und neu belebt. In diesem Artikel möchten wir Ihnen das Viertel und drei teils im wahrsten Sinne des Wortes herausragende Bauten vorstellen.

Barcelona_Architektur_1809© Flickr / Josep Bracons, [CC BY-SA 2.0]; Design Museum, Barcelona


Poblenou im Aufbruch: innovativ aus Tradition

Der Stadtteil Poblenou liegt direkt am Meer – eine gute Ausgangslage für Handwerk und Industrie. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sich hier eine Vielzahl an Fabriken an, was der Gegend den Beinamen „katalanisches Manchester“ gab. Doch der Industrieboom kam in den 1960er Jahren zum Erliegen, viele Anlagen wurden demontiert und begannen zu verfallen. Die Olympischen Spiele 1992 markierten einen Wendepunkt. Auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke entstand das Olympische Dorf, vieles wurde saniert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts schließlich entstand das Projekt 22@. Es sieht vor, Industriefläche in eine Art Zukunftslabor zu verwandeln; hier sollten sich kreative und innovative Unternehmen und Künstler ansiedeln, was inzwischen bereits geschehen ist. Barcelona gibt innovativer Architektur dabei eine tragende Rolle – sie verbindet Altes mit Neuem und unterstützt die kreative Atmosphäre.


Der Torre Glòries – eine Speerspitze für Barcelonas Architektur

Barcelona-Architektur-Poblenou_Torres-Glories© Flickr / Ania Mendrek [CC BY-ND 2.0]; Torre Glòries


144 Meter Höhe, 34 Stockwerke, 60.000 Glaslamellen – das drittgrößte Gebäude Barcelonas hat einiges zu bieten. Bereits kurz nach seiner Einweihung im Jahr 2005 galt der schillernde Turm des französischen Architekten Jean Nouvel als eines der Wahrzeichen der Stadt. Die Außenhaut aus Aluminium ist mit 40 verschiedenen Lackfarben behandelt, sodass spannende Farbreflexe entstehen. Der Bürokomplex ist unter anderem durch Solartechnik und ein Betriebswasserkonzept besonders nachhaltig.

Barcelona-Architektur-Poblenau-Torres-Glories© Flickr / Ricardo Ramírez Gisbert [CC BY-SA 2.0]; Barcelona Placa de Glòries


Das Disseny HUB – ein passender Ort für Kunst in Poblenou

Dieses Gebäude korrespondiert mit dem Torre Glòries, der sich in unmittelbarer Nähe befindet. In dem verwinkelten, fünfstöckigen Bau ist das Designmuseum Barcelonas untergebracht. Es verfügt über ungewöhnlich viele Außenbereiche und Grünflächen, auf denen Kunstprojekte zu besichtigen sind. Der Entwurf stammt von Oriol Bohigas, der in den 1990er Jahren als Stadtrat die Entwicklung Poblenous mitbestimmte.

Barcelona-Architektur-Poblenau-Dissney-Hub© Flickr / Victoriano Javier Tornel García [CC BY-SA 2.0]; Disseny Hub Barcelona


D
as Media-TIC – ein Zuhause für Medien, Forschung und Tech-Unternehmen

Das renommierte Architekturbüro Cloud 9 zeichnet sich für dieses außergewöhnliche Bauwerk verantwortlich. Unter der Leitung von Enric Ruiz-Geli entstand ein Gebäude, das mit ETFE bespannt ist, ein thermoplastischer Kunststoff, der sich zu Folien mit erstaunlichen Eigenschaften verarbeiten lässt. Sie sind unter anderem sehr witterungsbeständig und mechanisch belastbar. Wärmedämmung, Beschattung, Energiegewinnung und Schallschutz wird über sie gesteuert. Das umweltfreundliche Gebäude wurde 2011 als World Building of the Year ausgezeichnet.

Barcelona-Architektur-Poblenou-Media-TIC© Wikimedia Commons / Enfo [CC BY-SA 2.0]; Edifici Media-TIC Barcelona


Projekt 22@ 
– Bestandteil der Smart City

Für die Entwicklung von Poblenou setzt Barcelona auf Architektur – aber nicht nur. Bestandteil von 22@ ist auch die Integration neuer Technologien und ein innovatives Verkehrskonzept. Tempo 30, Spielstraßen und neue schachbrettartig angelegte Wohnblocks, in denen es keinen Durchgangsverkehr gibt, sollen das soziale Miteinander und den Radverkehr fördern. Dazu passt ein umfassendes Smart-City-Konzept mit datengestützter Verkehrsplanung und freiem Wi-Fi für jedermann. So wird aus dem einst charmelosen Arbeiterviertel ohne Perspektive ein Zentrum neuer Ideen, das zunehmend auch Besucher anzieht – allen voran solche, die Barcelona auch der Architektur wegen spannend finden.

Mehr über die kreative Verbindung von historischen Bauten und innovativer Architektur lesen Sie auch in unserem Beitrag über die Kulturhauptstadt Valetta.


 

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