Von selbstlernenden Ampeln bis zu sensorgesteuerten Gebäuden: Innovative Smart-City-Konzepte

15. November 2018

Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Schon heute leben laut UN-Studien etwa 50 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Gebieten. Experten schätzen, dass sich dieser Wert bis 2050 auf 70 Prozent erhöhen wird. Die Folgen: Kollabierender Verkehr, Luftverschmutzung, Trinkwassermangel, Müllberge. Wie können Kommunen diese drohenden Probleme bewältigen? Ein Schlüssel sind die neuen Smart-City-Konzepte. Sie sollen für eine bessere Lebensqualität bei geringerem Ressourcenverbrauch sorgen.

© Unsplash / Peter Ngyuen; Metropolitan Neighbourhood

Smart-City-Konzepte: weniger CO2, gesünderes Stadtleben

In den 1990er Jahren fasste man unter dem Begriff „Smart City“ technologiebasierte Veränderungen und Innovationen sowie Governance zusammen. Heute stehen bei den Smart-City-Konzepten Themen wie Energie, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Mobilität in Verbindung mit Lebensqualität im Mittelpunkt. Smart City versteht sich als ganzheitliches Zukunftskonzept, das technologische und organisatorische Verbesserungen im Betrieb einer Stadt als Gesamtsystem ermöglicht.

Die wesentlichen Ziele der Smart City sind:

  • die Senkung des Energieverbrauchs
  • die Verbesserung der Infrastruktur zur Senkung der C02-Emissionen
  • maximale Gesundheit und Lebensqualität bei minimiertem Ressourcenverbrauch

Innovative Maßnahmen der Smart-City-Konzepte sind z.B. smarte Straßenbeleuchtung, sensorgesteuerte Gebäude, smarte Ampeln, die erkennen, wie viele Menschen warten und ihre Phasen entsprechend steuern, oder Lichtbeton, also die Strom sparende Implementierung von LED-Technologien in Beton.

Smart-City-Konzept Wien: Innovationen aus Aspern

Im Internationalen Smart City Ranking 2017 ist die Metropole Wien auf Platz 1. Von außen nach innen, von der Infrastruktur bis hin zu den Gebäuden, soll die Stadt humaner werden. Als Fernziele hat man sich das Null-Emissionshaus als Standard, die bessere Vernetzung der Verkehrsinfrastruktur und die Reduzierung des Autoverkehrs gesetzt. In der Smart City Rahmenstrategie der Stadt heißt es:„Klima- und Umweltziele und die Verbesserung der Lebenswelten der Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner sind in Wiens Entwicklung gleichberechtigt.

© Unsplash / Frank Mckenna; San Diego Nights

Der wichtigste Baustein des Gesamtprojekts „Smart City Wien“ ist die Planung des neuen Stadtteils Aspern, eines der aktuell größten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Hier wird konsequent auf Nachhaltigkeit gesetzt. Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, sollen alle Elemente des Energiesystems – Gebäude, Versorgungsnetz, Informations- und Kommunikationstechnologien und nicht zuletzt die Nutzer – miteinander vernetzt werden. So sollen Stromerzeugung, -verteilung, -speicherung und -verbrauch optimal aufeinander abgestimmt werden. Für den Bau von barrierefreien Passivhäusern unter Verwendung von emissionsarmen Bau- und Werkstoffen und mit Photovoltaikanlagen, Grundwasserwärmepumpen, Solarthermieanlagen gab es in Barcelona die Auszeichnung als „Best Smart Project 2016“.

© Flickr / Grüne Bildungswerkstatt Wien, [CC BY-ND 2.0]; Wiener Stadtteil Aspern

© Flickr / Grüne Bildungswerkstatt Wien, [CC BY-ND 2.0]; Stadtteil Aspern, Wien

Santander: Vorbildlich auch im Datenschutz

Als die bereits am besten vernetzte Stadt in Europa gilt das spanische Santander. Über die 20.000 Sensoren in Straßen und auf Fahrzeugen fließen täglich rund 150.000 Daten in ein zentrales Informationssystem. Dieses lotst Autofahrer zu freien Parkplätzen, lässt Straßenlaternen automatisch die Helligkeit reduzieren, optimiert die Route der Müllfahrzeuge und regelt die Bewässerung der städtischen Parks. Selbstlernende Ampeln passen sich dem Verkehrsaufkommen und den Gewohnheiten und Bedürfnissen der Verkehrsteilnehmer an. So werden mit sehr einfachen Mitteln alltägliche Staus reduziert. Smart-City-Vertreter aus aller Welt reisen nach Santander, um aus den Erfahrungen vor Ort zu lernen.

© Flickr / Frank Derks; Sensor Technology

Die Erfassung und Analyse relevanter Daten des städtischen Lebens und über Aktivitäten der Bürger ruft allerdings zahlreiche kritische Stimmen auf den Plan. Denn der Großteil der Anbieter im Milliarden Euro schweren IoT-Markt stammt aus den USA und Fernost. In deren Produkten und Marketingstrategien haben Datenschutz- und sicherheit europäischer Prägung wenig Bedeutung. Daher fällt vor allem den europäischen Smart-City-Konzepten die Aufgabe zu, die aus dem Internet der Dinge gewonnen Daten zu schützen . Auch in Santander wird Datenschutz groß geschrieben: Keiner der dort verbauten Sensoren erfasse personalisierte Daten, so verlautet es aus dem Kontrollzentrum der Universität, in dem alle Informationen zusammenlaufen.

© Unsplash / Markus Spiske; Code, byte, digital and cryptography

Neben Wien oder Santander werden Smart-City-Konzepte in Zukunft für viele Städte und Stadtentwicklungsprojekte an Bedeutung gewinnen. Vor allem vorangetrieben durch technologische Fortschritte und innovative Baustoffe, wie beispielsweise Lichtbeton. Wie dieser stromsparend Wände zum Leuchten bringt, erfahren Sie hier.


 

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