Architektur im Film: Hier spielen Bauwerke die Hauptrolle

18. Dezember 2017

Es gibt Filme über Architekten. Es gibt Filme über Bauwerke. Diese folgenden drei Kinoklassiker erzählen Geschichten, in denen Gebäude eine tragende Rolle spielen: als stimmungsvolle Kulisse, als sinnstiftende Metapher, als verbindendes Handlungselement. Es sind Storys, die ohne die Suggestivkraft von Architektur nicht funktionieren würden – spannend, ungewöhnlich und nachdenklich machend.

Architektur im Film

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Hochhaus als Sinnbild der Gesellschaft

Früher lebte die Herrschaft in den ersten Etagen und die Bediensteten unter dem Dach. Treppen steigen mussten die, die es sich nicht leisten konnten. Der Aufzug und mit ihm das Bauen in die Höhe stellten die Gesellschaft auf den Kopf. Wer heute im Penthouse wohnt, ist buchstäblich ganz oben angekommen. Die vertikale Architektur als Sinnbild der Gesellschaft – das ist Thema des Romans „Highrise“ aus dem Jahr 1975. 2016 verfilmte Regisseur Ben Wheatley die verstörende Dystopie mit Tom Hiddleston, Jeremy Irons und Sienna Miller in den Hauptrollen.

 

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In einem High-Tech-Hochhaus will ein genialer Architekt seine Vision einer besseren Welt Wirklichkeit werden lassen – und scheitert. „Highrise“ zeigt eine übereinander lebende Miniatur-Gesellschaft: Unten hausen Großfamilien, denen zuerst der Strom abgedreht wird, wenn er nicht für alle reicht. Die gehobene Mittelschicht lebt in den höher gelegenen Apartments. In den obersten Stockwerken feiert sich die kinderlose Upper Class. Der Architekt residiert im 40. Stock. Mit zunehmenden Ausfällen in der Haustechnik verschärft sich der Klassenkampf im Betonbunker. Am Ende zerfleischt sich die dekadente Gesellschaft und das Gebäude verwahrlost. Stark stilisierte Bilder und eine beeindruckend inszenierte brutalistische Architektur machen diesen Film sehenswert. „Highrise“ gibt es zum Beispiel als Video on Demand bei Amazon Prime.

 

Modernismuskritik mit parodistischen Einlagen

Jacques Tatis Klassiker „Playtime“ von 1967 spielt in einem futuristischen Paris. Monsieur Hulot, die exzentrische Figur des französischen Schauspielers, Drehbuchautors und Regisseurs, sucht in sterilen Glas- und Stahlkonstruktionen nach einem Monsieur Giffard. Durch eine Vielzahl von unglücklichen Umständen verpasst er ihn immer wieder. Auf seinem Irrweg durch ein hochtechnisiertes Labyrinth von monotonen Gängen kreuzt Hulot mehrfach eine Reisegruppe, die in der klinischen Hochhauswelt das „alte“ Paris sucht.


Die Modernismuskritik zeichnet alle Filme Tatis aus. In „Playtime“ treibt er sie auf die Spitze – und macht seine Charaktere zu Gefangenen der modernen Architektur. Die rechten Winkel des funktionalistischen Bauhausstils zwingen sie, auf einer Geraden zu gehen. Auch inhaltliche Dialoge fehlen in der entmenschlichten Welt. Zusammenhanglose Gesprächsfetzen und eine Geräuschpartitur, in der Apparate und Gegenstände sprechen, bilden den Grundton. Für „Playtime“ hat Jacques Tati auf einem Areal von 15.000 Quadratmetern eine eigene Kulissenstadt aufbauen lassen: Tativille. Die Kosten waren so hoch, dass der Film sie trotz exzellenter Kritiken nicht einspielen konnte.

 

 

Zukunftsvision in der Gegenwart der 1960er

Die französische Hauptstadt als dystopische Vision bietet offenbar ausreichenden Stoff für Träume. Jean-Luc Godard drehte 1965 seinen Science-Fiction-Krimi „Alphaville“ ebenfalls in Paris. Die Story spielt im Jahr 1990. Einen Privatdetektiv – Eddie Constantine in einer Neuauflage seiner berühmten Rolle als „Lemmy Caution“ – führt ein Auftrag in die Zukunftsstadt Alphaville, die von einem riesigen Computer kontrolliert wird. Freie Gedanken sind verboten, Gefühle ausgelöscht, menschliche Werte durch eine diktatorisch-korrumpierte Logik unter dem Deckmantel nüchterner Wissenschaft ersetzt.

 

Das Besondere an „Alphaville“ als Retro-Sci-Fi ist, dass Godard auf futuristische Kulissen und Spezialeffekte verzichtet. Stattdessen filmt er die Gegenwartsarchitektur seiner Zeit – neue Bürogebäude und Hochhäuser – in den nächtlichen Straßen und verfremdet sie mit Licht, Schatten und Perspektiven zu einem unbekannten, surrealen Ort. Alphaville ist gestern schon heute, weil die Zukunft bereits begonnen hat. Höchste Zeit, sie sich anzuschauen.

 

 

Filme können wunderbar Geschichten von und mit Gebäuden erzählen. Ob fiktional oder in Dokumentationen: Architekturvisualisierung in Bewegtbildern ermöglicht ein intensives Erleben von Baukunst – nicht zuletzt durch Perspektiven, die nur das Medium Film bieten kann.   

 


 

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