Zeitlos, elegant und voll im Trend: Schwarze Häuser

8. Mai 2019

Zeitlos und elegant, das charakterisiert die Farbe Schwarz nicht nur in der Mode, sondern auch in der Architektur. In vergangenen Epochen waren schwarze Fassaden das Ergebnis einer bautechnischen Notwendigkeit, etwa einer Teerschicht zum Schutz des Holzes. Heutzutage entstehen schwarze Häuser aus einer bewussten ästhetischen Entscheidung heraus. Neuartige Baustoffe wie pigmentierter Beton oder synthetische Faserstoffe ermöglichen diese moderne Gestaltung. Entdecken Sie in diesem Beitrag vier Projekte der schwarzen Architektur aus Vergangenheit und Gegenwart, die sich von Skandinavien über Südeuropa bis nach Nordamerika erstrecken.

 

Black Desert House

© Oller & Pejic Architects; Black Desert House

 

Eine jahrtausendealte Tradition schwarzer Fassaden

Kirche von Funningur (Faröer)

© Wikimedia Commons / Vincent van Zeijst; Kirche von Funningur (Faröer)

 

Eines der ältesten noch bewohnten Holzhäuser mit schwarzer Fassade steht im Südwesten der Färöer-Inseln: der Königsbauernhof. Er hat ein stolzes Alter von knapp tausend Jahren. Die Außenwände des Gebäudes wurden mit Teer versiegelt, um sie vor der rauen Witterung zu schützen. Es handelt sich dabei um eine traditionelle Oberflächenbehandlung, die regional sehr verbreitet ist. Ähnlich gestaltete Häuser finden sich auf der ganzen Inselgruppe sowie in Schottland und auf Island. Meist sind es Kirchen, in denen sich seit vielen Jahrhunderten die Menschen versammeln.

 

Ein beeindruckendes Beispiel der Streamline-Architektur

Daily Express London

© Wikimedia Commons / Tony Hisgett from Birmingham; Daily Express London 

 

In der City of London, dem Finanz- und Wirtschaftszentrum der britischen Hauptstadt, errichteten die Architekten Ellis und Clarke 1932 den neuen Unternehmenssitz der Boulevardzeitung „Daily Express“. Er präsentiert sich in einer schwarz glänzenden Fassade aus Vitrolite, einem lichtundurchlässigen Strukturglas, das Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA erfunden wurde. Die klassisch abgerundeten Ecken und die Chromstreifen zeugen vom bedeutenden Einfluss des Art déco und der Streamline-Architektur. Im Jahr 2000 wurde das schwarze Gebäude von John Robertson Architects umfassend renoviert und erstrahlt nun in altem Glanz. 

 

Schwarze Architektur in filigraner Gestaltung

MuCem Marseille

© Wikimedia Commons / Canal dolly; MuCem Marseille

 

Schwarze Häuser können sehr mächtig und überwältigend wirken. Nicht so das MuCEM im Alten Hafen von Marseille, das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers. Es wurde vom Architekten Rudy Ricciotti designt und im Jahr 2013 anlässlich der Wahl Marseilles zur europäischen Kulturhauptstadt offiziell eröffnet. Der Gebäudekomplex in Kubusform umfasst eine Fläche von etwa 30.000 Quadratmetern. Er basiert auf dem Haus-im-Haus-Prinzip, wobei sich die äußere Hülle aus einer filigranen Struktur aus Ultrahochleistungsbeton zusammensetzt. Sie soll an die Netze der heimischen Fischer erinnern. Vor dem Hintergrund der inneren Gebäudehülle lässt sie ein einzigartiges Spiel aus Licht und Schatten entstehen – eine schwarze Fassade der etwas anderen Art.

 

Ein Haus wie ein Schatten

Black Desert House

© Oller & Pejic Architects; Black Desert House

 

Mitten in der Wüste des Yucca Valley in Kalifornien steht das Black Desert House, ein innovatives Beispiel der modernen schwarzen Architektur. Die Eigentümer stellten den Architekten, Oller & Pejic Architecture, eine besondere Herausforderung: Sie wollten ein Haus wie ein Schatten – das, was in der Wüste am meisten fehlte.

 

Black Desert House

© Oller & Pejic Architects; Black Desert House

 

Die Planer entschieden sich für ein eher minimalistisches Gestaltungskonzept mit einer klaren Linienführung. Die Räume sind linear hintereinander angeordnet und erlauben durch die großen Fensterfronten einzigartige Ausblicke auf die umgebende Landschaft. Die schwarze Innenarchitektur lässt ein höhlengleiches Feeling entstehen. Die Fassade aus schwarz pigmentiertem Beton verschwindet dagegen in der Nacht und die Sterne erstrahlen am Himmelsgewölbe.

 

Black Desert House

© Oller & Pejic Architects; Black Desert House

 

Dunkelheit, die Klarheit schafft 

Schwarze Häuser sind zeitlos und elegant, ob als Wohn- und Geschäftsgebäude, Museen oder Kirchen. Die dunkle Farbe ermöglicht eine leichtere Rezeption, denn Strukturen werden sichtbar. Insbesondere in Gegenden, in denen eine schwarze Architektur unüblich ist, fällt ein Haus mit schwarzer Fassade auf – es bekommt eine grafische Wirkung. Früher standen nur Schiefer, Teer oder schwarze Farbe zur Verfügung, um monochrome Häuser dieser Art entstehen zu lassen. Heute haben die Architekten und Ingenieure vielzählige innovative Baustoffe zur Auswahl, die neue Fassadengestaltungen ermöglichen, ob in Schwarz oder einer anderen Oberflächenfarbe. Einige davon stellen wir Ihnen in unserem Beitrag „Innovative Fassadenlösungen: Die Architektur von morgen hat viele Gesichter“ vor.


 

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