„LEGO“ als städtebauliche Lösung

9. Dezember 2019

Architekt Matt Lucraft hat ein modulares Konzept entwickelt, das Siedlungen organisch und bedarfsgerecht wachsend lässt. Bauherren könne zudem per Baukastenprinzip ihre Häuser selbst entwerfen.

 

So geht es vermutlich nicht nur Architekten: Ihr erstes „Haus“ haben nicht wenige irgendwann einmal mit LEGO gebaut. Wenn es doch nur im richtigen Häuserbau auch so einfach wäre. Heutige Formen modularen Bauens sind noch weit von der Simplizität des Kinderspielzeugs entfernt. Matt Lucraft nähert sich dieser Einfachheit nun jedoch vermutlich mehr an als jemals zuvor. Der britische Architekt hat ein modulares System ersonnen, bei dem sich auch die Bauherren baulich selbst verwirklichen können. Im Vordergrund der Idee steht jedoch etwas völlig anderes: Organisch wachsende Häuserstrukturen sollen einen bedarfsgerechten Wohnungs- und Städtebau ermöglichen – ohne dabei „un-britisch“ zu werden.

 

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Englisch-japanische Fusion

Das Konzept trägt den Titel „The Dagenham Breach Housing Co-operative“ und nimmt damit Bezug auf die gleichnamige Londoner Vorstadt Dagenham. Dort sind Grundstückspreise noch relativ erschwinglich, weshalb für das nächste Jahrzehnt umfangreiche städtebauliche Maßnahmen geplant sind. Lucraft versucht hier mit seinem modularen System, die traditionelle englische Formensprache zu erhalten, während die Architektur gleichzeitig flexibel wachsen und rückgebaut werden kann. Die Basis ist eine Kombination aus der traditionellen japanischen Architektur entlehnten quadratischen Grundrissen und modernen Holzkonstruktionen, über welche bei Bedarf immer wieder neue Strukturen hinzugefügt und ergänzt werden können. Bei allem Holz befindet sich zuunterst noch eine Primärkonstruktion aus Beton.

 

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Do it yourself und on demand

Lucrafts Vision bezieht auch die Bauherren auf ganz neue und quasi dem modernen Zeitgeist verpflichtete Weise mit ein. So sollen diese mittels einer einfachen Software in der Lage sein, ihre Häuser aus verschiedenen vorgegebenen Bauteilen bzw. Modulen selbst zu entwerfen. Letztere würden dann industriell vorgefertigt und montagebereit angeliefert. Eine Mischung aus do it yourself und on demand sozusagen.

 

Ob nun ausgerechnet die englischen Traditionalisten sich von der Idee angesprochen fühlen, ist wohl eher fraglich. So sehr die Formensprache der Gebäude auch der Tradition entspräche, wäre am Ende die Gestalt der Siedlungen vermutlich eher das Gewöhnungsbedürftige. Wie Bäume aus wild zusammengewürfelten Häusern wirkt diese städtebauliche Vision und erinnert dabei einmal mehr an das, womit der Häuser- oder gar Städtebau für viele einst begann: LEGO-Spielzeug.


 

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