Transport-Skulpturen: UNStudios moderne Seilbahnen

13. Februar 2020

UNStudio erfinden die Seilbahn quasi neu und verleihen dem doch eher montanen Transportmittel einen ungeahnt ikonischen Charakter, der auch dem urbanen Stadtbild durchaus zuträglich ist.

Seilbahnen gehören sicherlich zu den seltensten Projekten, mit denen Architekten sich befassen. In Zeiten, da sich aufgrund der angestrebten Energiewende vor allem auch der Verkehr wandelt, könnte ihnen in Zukunft womöglich jedoch eine größere Rolle zufallen. Sauber und schnell wären sie im urbanen Kontext eine interessante Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs. Zwei aktuelle Entwürfe von UNStudio zeigen, dass Seilbahnen außerdem dem Stadtbild durchaus zuträglich sein und sogar einen geradezu ikonischen Charakter annehmen können.

Seilbahn urban

Amsterdam und Göteborg begehen in wenigen Jahren jeweils ein großes Jubiläum. Kurioserweise wollen beide Städte pünktlich zu diesem ein neues Verkehrsmittel, sprich, eine Seilbahn einführen. Den Entwurf liefert jeweils UNStudio. Beim Wettbewerb um die Göteborger Seilbahn konnte sich das Architekturbüro mit Standorten in Amsterdam, Frankfurt, Schanghai und Hong Kong gegen andere Branchengrößen wie BIG oder Wilkinson Eyre durchsetzen. Die „stadslinbana“ mit einer Länge von drei Kilometern soll bis 2021 zur 400-Jahr-Feier von Schwedens zweitgrößter Stadt fertig sein. Die halb so lange „Ijbaan“ wird erst 2025 zum 750. Stadtjubiläum in Amsterdam erwartet.

Sauber, schnell und „aussichtsreich“

Das elektrisch betriebene Beförderungsmittel ist potentiell sauber bzw. klimaneutral. Das Gleiche gilt zwar auch für Trams, S- und U-Bahnen, doch ermöglichen Seilbahnen einen noch geradlinigeren Transport und überwinden dabei mit relativ geringem baulichen Aufwand selbst Hindernisse wie Flüsse. Mit rund 21 Stundenkilometern sind die geplanten Seilbahnen in etwa so schnell wie ein Fahrrad, allerdings eben wie eines, das Luftlinie fährt. Letztendlich bietet eine solche „Luftfahrt“ zudem atemberaubende Aussichten auf die Stadt. Eine Studie in Mittel- und Südamerika legt zudem nahe, dass in Distrikten mit Seilbahnanbindung die Kriminalitätsrate sinkt und der Stolz auf das eigene Viertel unter der Bevölkerung zunimmt.

Schön, aber auch sinnvoll?

Ein Novum in der Seilbahnarchitektur ist bei den Entwürfen von UNStudio vermutlich, wie die Bahnen die Lüfte erschließen. Filigrane, skulpturale Türme erzeugen eine möglichst kleine Silhouette, die nur wenig Schatten wirft. Eleganter wird sich zunächst wohl keine Seilbahn über die Dächer einer Großstadt fortbewegen. Gestalterische Inspiration waren jeweils die ikonischen Schiffskräne der Hafenstädte.

Dass eine Seilbahn allerdings urban auch fehl am Platz sein kann, zeigt Londons „Emirates Air Line“. Die transportiert aufgrund ihrer Lage und hoher Preise in erster Linie Touristen und ist den Londonern eher ein Dorn im Auge. Für Göteborgs und Amsterdams Bahnen bleibt also zu hoffen, dass sie nicht nur schön sind, sondern auch „richtig liegen“. Für den Erfolgsfall wären jedenfalls beide so konzipiert, dass sie bei Bedarf um zusätzliche Stationen erweitert werden können.


 

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