BIMcontracts: Ein disruptives Konzept für das Vertrags- und Rechnungsmanagement

22. September 2021

Das Verbundprojekt BIMcontracts kombiniert Technologien aus den Bereichen BIM, Smart Contracts und Blockchain, um das Vertrags- und Rechnungsmanagement im Bauwesen transparent und effizienter zu machen.

In Bauprojekten arbeiten wie in keiner anderen Branche eine große Vielzahl wirtschaftlich unabhängiger Vertragspartner mit Ketten von Nachunternehmern zusammen. Entsprechend komplex sind die Vertragskonstellationen auf der Baustelle. Leistungsmeldungen, Leistungsprüfungen und Zahlungsfreigaben sind aufwändig, fehleranfällig und konfliktintensiv. Infolgedessen kommt es sowohl bei verzögerten als auch bei fristgerechten Bauabläufen immer wieder zu Zahlungsverzügen, die bei den betroffenen Unternehmen zu Liquiditätsengpässen und schlimmstenfalls sogar zu unverschuldeten Insolvenzen führen können. Ein Konsortium aus Wirtschaft und Forschung hat sich daher zusammengeschlossen, um dieses Problem zu adressieren. Im Rahmen des Verbundprojekts BIMcontracts arbeitet es an der Entwicklung einer Referenzarchitektur für ein automatisiertes und transparentes Vertrags- und Rechnungsmanagement in der Baubranche.

Mithilfe von BIMcontracts sollen komplexe Vertragskonstellationen vereinfacht und Verzögerungen in der Zahlungskette vermieden werden. Eine zentrale technische Grundlage hierfür bilden BIM-Modelle. Zu verarbeitende Mengen und durchzuführende Arbeiten werden aus dem Bauwerksmodell abgeleitet. Diese zwischen Auftraggebern und -nehmern im Rahmen der Vergabe abgestimmten Leistungen dienen als Vertragsbasis. Durch die Übertragung auf die digitale BIMcontracts-Plattform und die Verlinkung mit dem jeweiligen Leistungsverzeichnis sowie dem Abrechnungsplan werden die Informationen in den sogenannten Smart Contract überführt. Wenn eine bestimmte Leistung ausgeführt ist, wird der vereinbarte Betrag automatisch und unverzüglich überwiesen.

BIMcontracts_3_NEU© proXperts


Automatisch und sicher dank Smart Contract und Blockchain

Anhand des Abrechnungsmodells, festgelegter Zahlungsmodalitäten und weiterer vertragsrelevanten Eingaben wird im nächsten Schritt ein intelligenter selbstausführender Vertrag (Smart Contract) für die Zahlungsabwicklung aufgesetzt. Dabei werden Vertragsvereinbarungen in eine Software überführt. Ist ein solcher Smart Contract einmal erstellt, kann er bei jedem Vorgang die vertragsgemäße Erfüllung überprüfen und entsprechende Zahlungen auslösen oder verweigern. Alle Prozesse werden manipulationssicher in einer Blockchain hinterlegt.

Der Abschluss eines klassischen Bauvertrags bildet die rechtliche Grundlage für den digitalen Kontrakt, in dem lediglich die Abwicklungsmodalitäten als Wenn-Dann-Beziehungen übernommen und automatisiert durchgeführt werden. Nach Vertragsabschluss werden sämtliche Tätigkeiten der registrierten Partner in der Blockchain-Transaktionskette abgespeichert, was die Nachvollziehbarkeit und Gültigkeit der Prozesse sicherstellt und für alle Beteiligten eine rechtssichere Vertrauensbasis schafft.


Praxis am Bau

In der Praxis am Bau soll das System folgendermaßen funktionieren: Der Auftragnehmer meldet auf Basis des BIM-Modells die Fertigstellung einer Leistung an den Auftraggeber. Letzterer kann dann nach Überprüfung der Leistung diese als mängelfrei oder mängelbehaftet bewerten und die Bestätigung verweigern. Vorhandene Mängel werden in nachvollziehbarer Weise dokumentiert. Bei mängelfreier Leistung wird im nächsten Schritt über den Smart Contract automatisch der fällige Betrag ermittelt und nach Bestätigung direkt eine entsprechende Zahlungsanweisung an die zuständige Bank übermittelt, die dann die Zahlung veranlasst.


Allplan unter assoziierten Partnern vertreten

Das Konsortium aus adesso, Freundlieb Bauunternehmung, Universität Duisburg Essen, Technische Universität Berlin, Ruhr Universität Bochum, proXperts, Kapellmann Rechtsanwälte und planen-bauen 4.0 konnte bereits im Herbst 2020 bei einer Onlineveranstaltung erste Ergebnisse vorstellen. Im nächsten Schritt finden 2021 diverse Online-Workshops statt, bei denen im Dialog mit assoziierten Partnern aus der Bauwirtschaft wie Generalunternehmen, Zahlungsdienstleistern, Bau-IT-Anbietern und Bauunternehmen die bis dahin entwickelten Lösungen aus dem Projekt diskutiert und weiterentwickelt werden sollen. Unter den Bau-IT-Anbietern ist auch Allplan vertreten.

Einmal anwendungsreif, dürfte die Kombination aus Smart Contracts, Blockchain-Technologie und BIM-Modellen erheblich zur Transparenz und Zahlungssicherheit zwischen Vertragspartnern im Bau beitragen. Das vielversprechende Verbundprojekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.


 

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