Zeitgewinn (Teil 1): „Mit Geld können wir uns keine Zeit kaufen“

17. Februar 2021

In Teil 1 unserer Zeitgewinn-Reihe erzählt Tobias Döring (hammeskrause architekten) unter anderem von Punk und der transformativen Kraft der „produktiven Prokrastination“.

Das Sprichwort „Zeit ist Geld“ soll eigentlich den hohen Wert von Zeit verdeutlichen. Tatsächlich ist sie jedoch nicht selten sogar wertvoller als das. So sieht das auch Tobias Döring, Head of BIM Implementation bei hammeskrause architekten. In diesem ersten Teil unserer Zeitgewinn-Reihe erklärt der Architekt unter anderem, warum er gerne auch im Büro mehr Zeit für nichtarbeitsspezifische Tätigkeiten hätte.


Zeitgewinn bedeutet für

Döring privat: Hätte ich Zeit, würde ich viel mehr Musik machen. Musik ist ja bekanntlich die Fortsetzung der Architektur mit anderen Mitteln. Ich merke selber, wie gut es mir emotional tut, wenn ich ein paar Stunden in einer Bandprobe gewesen bin. Klar – man ist heiser (wir spielen viel Punk), verschwitzt (der Bandraum ist klein) und halb taub (die Verstärker sind groß), aber völlig gelöst, entspannt, euphorisiert, weil voller Adrenalin.

ZAQuant_außen_01-min© hammeskrause architekten partGmbB; ZAQuant - Zentrum für Angewandte Quantentechnologie

Döring geschäftlich: Ich glaube, es täte uns allen gut, wenn wir auf und während der Arbeit mehr Zeit für nichtarbeitsspezifische Tätigkeiten hätten. Ich glaube, wir unterschätzen die transformative Kraft der „produktiven Prokrastination“ für das Individuum, ein Team, ein Büro – ja für die ganze Gesellschaft. Wie erweitert mein Horizont sein könnte, wenn ich zum Beispiel die ganzen tollen Magazine, Zeitschriften und Bücher, die wir im Büro abonniert haben, auch lesen könnte. Wie viel ich von meinen Kollegen lernen könnte, wenn wir die Gespräche über Politik, Philosophie und – klar auch – über Architektur an der Kaffeemaschine nicht mit dem Hinweis auf die anstehende Telko, Deadline oder den angrenzenden Termin nach 65 Sekunden mit einem flüchtigen Blick auf die Uhr bestenfalls unterbrechen, aber in der Regel beenden würde.

Solibri_Querschnitt_Halle© hammeskrause architekten partGmbB; ZAQuant - Zentrum für Angewandte Quantentechnologie

hammeskrause architekten: Wir haben uns 2014, als wir mit BIM begannen, natürlich auch mit der Frage beschäftigt: „Es wird der Tag kommen, an dem uns die moderne CAD-Technik und die neuen BIM-Prozesse jede Menge Zeit sparen werden. Warum wollen wir das?“. Eine mögliche Antwort wäre (und ist es für viele andere Büros bis heute): „Zeit ist Geld – wenn wir mit BIM schneller sind, könnte man mehr verdienen.“ Unser Ansatz ist anders: „Zeit ist Geld – aber mit Geld können wir uns keine Zeit kaufen.“

ZAQuant_außen_02-min© hammeskrause architekten partGmbB; ZAQuant - Zentrum für Angewandte Quantentechnologie

Unser Ziel ist, die eingesparte Zeit für unsere Arbeit an der Architektur nutzen zu können. Wir wollen, dass die „dumme“ Zeichen-, Kalkulations- und Animationsarbeit so effizient und automatisiert „einfach passiert“, dass wir Architekt*innen wieder Zeit haben, auch in späten Planungsphasen wieder einen Schritt zurückgehen zu können. Öfter den 6B-Bleistift auszupacken und das zu tun, wofür wir brennen: Viele Varianten denken, vermeintliche Sackgassen trotzdem ausprobieren und auch den Nutzerwunsch aus der letzten Sekunde integrieren. So entsteht aus unserer Sicht nachhaltig(e) Architektur.


 

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