Völlig verdreht: The Twist Museum von BIG

22. April 2020

Ist es eine Brücke? Ist es ein Museum? Ist es ziemlich verdreht? Ja, ja und ja: The Twist von BIG ist all das und mehr. Vor allem ist es aber ein cooles Teil.

 

Eins dürfte mittlerweile klar sein: Wo die Bjarke Ingels Group (BIG) auftaucht, wird es niemals langweilig. Jedes einzelne Projekt des dänischen Büros war bislang sowohl Unikat als auch Hingucker. Das gilt für Wohngebäude ebenso wie für Kraftwerke oder Kulturbauten. Wir berichteten bereits über einen untypischen Wolkenkratzer in New York, einen Hybrid aus Müllverbrennungsanlage und Freizeitcenter sowie über ein außergewöhnliches Museum. Im September feierte BIG nun die Eröffnung seines ersten Projekts in Norwegen. Auch das ist wieder einmal gewohnt außergewöhnlich.

 

Die erste Auffälligkeit von The Twist liegt in dessen namengebender Form. Ein langer flacher Quader liegt an einem Ende auf der breiten Seite auf, dreht sich dann aber in der Mitte, sodass er am anderen Ende auf der kurzen Seite liegend abschließt. So weit, so verdreht. Die zweite Besonderheit: das Gebäude überragt 60 Meter weit als Brücke den Randselva-Fluss. Die Drehung erweist sich dabei als geschicktes Mittel, um den Höhenunterschied zwischen den beiden Ufern auszugleichen – also hochkant am flachen- und flach am hohen Ufer. Die dritte Besonderheit: The Twist ist keine bloße Brücke, sondern ein Museum.

 

Halb Brücke, halb Museum

Das skulpturale Bauwerk befindet sich in Jevnaker, und zwar passenderweise im Kistefos Sculpture Park, Nordeuropas größtem Skulpturenpark, wo es als Brücke den Kulturweg durch das Areal in Form eines Rundgangs vollendet und gleichzeitig den Indoor-Ausstellungsbereich erweitert. Die doppelt gekrümmte Geometrie von The Twist besteht in erster Linie aus 40 Zentimeter breiten Aluminiumpaneelen, die wie ein Bücherstapel mit leicht versetzt liegenden Büchern arrangiert sind, sodass eine Fächerbewegung entsteht. Dem gleichen Prinzip folgen weiß gestrichene Fichtenlatten, die im Innern Böden, Wände und Decke verkleiden. Für Besucher ergibt sich daraus beim Durchqueren von The Twist der Eindruck eines Kameraverschlusses.

 

Spiel mit Licht

Ebenfalls Teil der Architektur ist ein spektakuläres Spiel aus Offenheit und Verschlossenheit. Das horizontal ausgerichtete nördliche Ende verfügt über eine raumhohe Panoramaverglasung, die Ausblicke auf ein historisches Zellstoffwerk und den Randselva bietet. Zur Mitte hin dreht sich dieses Fenster nach oben und formt ein Oberlicht aus, das sich Richtung Süden zuspitzt, bis es auf der vertikal ausgerichteten Südseite völlig verschwindet. Auf diese Weise bietet The Twist drei verschiedene Gebäudeteile mit unterschiedlichen Lichtqualitäten, die einer flexiblen Ausstellungsgestaltung zugutekommen.

 

BIG dreht schon wieder

Ganz neu ist die Idee mit dem „Twist“ seitens BIG übrigens nicht. Auch beim OMNITURM in Frankfurt am Main etwa wusste das Architekturbüro um Stararchitekt Bjarke Ingels bereits durch ähnliche Verschiebungen räumliche Besonderheiten zu kreieren. Langweilig werden die Bauwerke trotzdem nicht. BIG hat den Dreh einfach raus.


 

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