Sinn und Unsinn von Regenwassernutzung

5. November 2018

Wasser ist ein kostbares Gut, ohne das der menschliche Organismus nicht überleben kann. Der reine Genuss von Wasser macht allerdings mit Abstand den kleinsten Teil des Wasserverbrauchs aus. Tatsächlich fällt im Privathaushalt das meiste kühle Nass der Toilettenspülung und der Waschmaschine zum Opfer. In der Regel wird hierfür kostbares Trinkwasser verwendet, obwohl einfaches Regenwasser ausreichen würde. Wer sich für eine Regenwassernutzung entscheidet, spart bei den Wasserkosten, schützt das Trinkwasser und entlastet im Fall starker Regenfälle Kanäle und Kläranlagen. Es spricht allerdings auch nicht alles für diese Art der Regenwassernutzung.

 

Sinn und Unsinn von Regenwassernutzung

© JenkoAtaman - Fotolia.com

 

In Deutschland liegt die jährliche Niederschlagsmenge im Durchschnitt zwischen ca. 790 und 820 Millimetern bzw. Litern pro Quadratmeter. Multipliziert mit der Grundfläche eines Hauses kommt da einiges an Regenwasser zusammen. Etwa 60 Prozent davon lassen sich im Haushalt für Toilette und Waschmaschine nutzen. Bevor es jedoch so weit ist, bedarf es diverser baulicher Maßnahmen.

 

Bauliche Maßnahmen

Zunächst braucht man einen Regenwasserspeicher. Bei ausreichend Platz kann ein Kunststoffbehälter hausintern untergebracht werden, ansonsten bietet sich im Garten der Einbau einer unterirdischen Zisterne aus Kunststoff oder Beton an. Letztere kann entweder aus Schachtringen oder, für eine bessere Dichtigkeit, in monolithischer Bauweise gefertigt sein. Zum Schutz vor Überlaufen sollte der Speicher mit dem Abwasserkanal oder einer Versickerungsanlage verbunden sein.

 

Der Speicher wird über einen Regenwasserfilter mit dem vom Dach abfließenden Wasser verbunden. Für die Nutzung des gesammelten Wassers wird es über ein eigenes Leitungsnetz per Saugpumpe dorthin befördert, wo es gebraucht wird. Das separate Netz muss sich zur Vorbeugung von Verwechslungen optisch klar von der Frischwasserleitung abheben, denn mit Regenwasser duschen, kochen oder es gar trinken sollte man aus hygienischen Gründen nicht.

 

Finanziell: Nicht automatisch „Win-Win“

Wem es bei der Regenwassernutzung um das schnelle Geldsparen geht, der sollte sich besser einer anderen Sparmaßnahme zuwenden. Abhängig von der Eigenleistung, belaufen sich die Kosten für eine komplette Anlage auf 2.500 bis 5.000 Euro. Hinzu kommen etwa 100 Euro pro Jahr für deren Wartung. Verwendet man das Regenwasser für Toilettenspülung, Wäschewaschen und Gartenbewässerung, liegt die Trinkwasserersparnis in einem Vierpersonenhaushalt bei etwa 60 Kubikmetern jährlich. Sofern Abwassergebühren für das Regenwasser berechnet werden, spart man dabei bis zu 200 Euro im Jahr. Fallen die Gebühren weg, sind es sogar bis zu 300 Euro. Die Amortisationszeit beträgt damit mehr als zehn Jahre.

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© Shutterstock / Drawii; Infografik über Regenwassererntemaschinen

 

Regenwasser für die Waschmaschine

Da es sich bei Regenwasser um besonders kalkarmes Wasser handelt, lassen sich ca. 20 Prozent Waschmittel einsparen. Diesem sowohl ökologischen als auch finanziellen Vorteil steht allerdings auch ein hygienischer Nachteil gegenüber. Denn zwar wird das Regenwasser beim eigentlichen Waschen durch das Waschmittel und höhere Temperaturen weitgehend von gesundheitsschädlichen Keimen befreit. Schädlinge im anschließend zum Spülen der Wäsche genutzten kalten Regenwasser können jedoch überleben und auf die Wäsche übergehen, wodurch sie zu einer Bedrohung für Menschen mit geschwächtem Immunsystem werden. Abhilfe schafft hier entweder anschließendes Bügeln oder eine Wasseraufbereitung durch spezielle Filter.

 

Gegenanzeige: Bedenkliche Dachmaterialien

Das Umweltbundesamt rät von der Regenwassernutzung bei bestimmten Dachmaterialien wie Zink und Kupfer ab. Hier kann das Regenwasser umweltschädigende lösliche und unlösliche Metallverbindungen aufnehmen. Ebenfalls problematisch sind Bitumenschweißbahnen (bei Teerpappe), aus denen sich Biozide wie Terbutryn lösen können. Die sinnvollste Nutzung von Regenwasser liegt laut Umweltbundesamt übrigens weder in der Toilettenspülung noch in der Waschmaschine, sondern im Pflanzenbewässern, da die Pflanzen das weiche Regenwasser besser vertragen als kalkhaltiges Leitungswasser. Die ökologische und auch ökonomische Sinnhaftigkeit von Regenwasser in Toilette und Waschmaschine hingegen hängt im wasserreichen Deutschland stark vom Einzelfall ab.


 

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