Leeza Soho: Ein echter Hadid

22. Oktober 2021

Zaha Hadids Leeza Soho ist eines der letzten Meisterwerke der Grande Dame der Architektur. Das posthum fertiggestellte Gebäude ist nicht nur ein „echter“ Hadid, sondern auch ein gebauter Superlativ.

Bereits die posthum veröffentlichten Pläne zu Leeza Soho ließen wieder einmal Großes von Zaha Hadid erahnen. Als 207 Meter hoher gläserner Zylinder sollte es sich über einer Pekinger U-Bahnstation erheben und die Welt in Staunen versetzen. Genau so ist es dann letztendlich auch geschehen, bloß dass sich die gebaute Wirklichkeit noch einmal ein ganzes Stück beeindruckender zeigt, als die fotorealistischen Renderings von damals erwarten ließen. Physische Form hin oder her, wirkt das Bauwerk jedoch insbesondere im Innern nichtsdestoweniger surreal: Zwei Türme winden sich punktsymmetrisch in wundersamen Kurven nach oben und bilden den Rahmen für das höchste Atrium der Welt. Vom Boden bis zum gläsernen Dach sind es 194,15 Meter.

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Gründe einer Teilung

Wie so oft ist die außergewöhnliche Form äußeren Umständen geschuldet. Eine U-Bahn-Station unter dem Grundstück zwang Zaha Hadid Architects dazu, den U-Bahn-Schächten zweier sich kreuzender Linien auszuweichen. Die Lösung: Zwei Türme statt einem. Eine elementierte Vorhangfassade hebt diese Trennung oberirdisch jedoch wieder auf. Brücken sorgen etwa alle zehn Stockwerke für eine zusätzliche Verbindung beider Baukörper. Die Windungen der Türme sind dabei nicht bloßer Showeffekt, sondern Teil eines ausgeklügelten Belichtungs- und „Sichtkonzepts“. Bis zu den oberen Stockwerken verschiebt sich die durch die U-Bahn definierte, trennende Diagonale um 45 Grad, um sich schließlich entlang der Lize Road auszurichten und für optimale Lichtverhältnisse zu sorgen.

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BIM-basiertes Energiemanagement

Zugegeben: In Anbetracht der Unmengen an Glas und Stahl dürfte die Energiebilanz des Gebäudes Klimaschützern vermutlich die Tränen in die Augen treiben. Immerhin nutzt das große Glashaus ein BIM-basiertes Energiemanagementsystem. Dieses überwacht und steuert Umweltcontrolling und Energieeffizienz in Echtzeit und steuert dabei Wärmerückgewinnung, hocheffiziente Pumpen und Ventilatoren, Kältemaschinen und Heizkessel, Beleuchtung und Heizungsregler sowie Wassersammlung, Grauwasserspülung und Bewässerung. Ein möglichst ressourceneffizienter Betrieb dürfte damit wohl gewährleistet sein.

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U-Bahn sei Dank

Eigentlich handelt es sich bei ZHAs viertem Projekt für SOHO China in erster Linie um ein Bürogebäude. Da Leeza Soho allerdings auch den Eingang zur U-Bahn-Station bildet, ist es zwischen den Türmen samt Außenanlagen auch ein öffentlicher Platz. Das höchste Atrium der Welt – und eine der aufregendsten Hinterlassenschaften der großartigen Zaha Hadid dazu – ist somit für jedermann frei zugänglich. Wir können der U-Bahn gar nicht genug dafür danken.

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