Konzerthaus-Architektur – Von Raum, Klang und großen Herausforderungen

17. September 2018

Architektur muss gut aussehen, Konzerthaus-Architektur muss gut klingen. Was so banal scheinen mag, trifft doch den Kern. Der schönste Entwurf für ein Konzerthaus wäre nichts Wert, wenn er nicht höchste Ansprüche von Künstlern und Zuhörern erfüllen könnte. So sehen renommierte Konzerthäuser oft ungewöhnlich und schief aus, haben geschichtete, durchbrochene Wände. Akustiker unterstützen die Architekten, arbeiten mit Materialmixen und futuristischen Raumelementen. Architektur und Klang sind untrennbar miteinander verbunden. Auch äußerlich sind diese Bauten oft selbst Kunstwerke, deren Kosten schwer im Rahmen zu halten sind. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen 3 beeindruckende neue Konzerthäuser, die in Sachen Akustik und Architektur herausragend sind.

 

Philharmonie de Paris

© Flickr / Francisco Anzola; Philharmonie de Paris (CC BY 2.0)

 

Harmonie in jedem Detail: Die Philharmonie de Paris 

Seit Januar 2015 hat das renommierte Orchestre de Paris einen neuen Stammsitz: Die Philharmonie inmitten des Parc de la Villette. Harmonie ist das Leitmotiv dieser eindrucksvollen Konzerthaus-Architektur. Damit ist sowohl die Qualität der Raumakustik gemeint, als auch die harmonische Einbindung des Gebäudes in die Umgebung. Der Entwurf stammt von Pritzker-Preisträger Jean Nouvel. Herzstück seines Konzepts ist ein Musiksaal für bis zu 2.400 Besucher, bei dem selbst der am weitesten entfernte Konzertbesucher nur 32 Meter bis zum Orchesterleiter überschauen muss.

 

Konzertsaal Philharmonie de Paris

© Wikimedia Commons / BastienM; Konzertsaal Philharmonie de Paris (CC BY-SA 4.0) 

 

Der in warmen Farben und weich geschwungenen Formen gehaltene Raum erreicht seine intime und nahe Akustik, durch das weiterentwickelte terrassenförmige „Weinbergprinzip“ der Berliner Philharmonie. Riesige Deckensegel und Akustikelemente, die wie Designobjekte wirken, vollenden die Raumakustik der Architektur. Am Ende der überlangen Bauzeit, die von den geplanten zwei Jahren auf fünf Jahre anstieg, schmollte der Architekt: 200 Details seien nicht umgesetzt worden. Künstler und Besucher, so scheint es, sind dennoch sehr zufrieden.

Quelle: https://www.youtube.com/watch?time_continue=89&v=n6xOT4grE_4

 

Effiziente Planung in 3D: Das Helsinki Music Centre 

Nicht nur Form und Funktion, auch Kosten und Termine sind bei großen Konzerthäusern immer wieder eine Herausforderung. Um dem zu begegnen, setzten die Auftraggeber des Helsinki Music Centre auf Building Information Modeling (BIM) – die digitale Art der Planung war Bedingung. Eine kluge Entscheidung, denn das Gebäude befindet sich 14 Meter unter der Erde und in der Nähe einer viel befahrenen Straße, was besondere statische und akustische Lösungen erforderte.

 

Helsinki Music Centre

© Wikimedia Commons / Diego Delso; Helsinki Music Centre (CC BY-SA 3.0)

 

Die Gebäudeform der Architekten LPR-Arkkitehdit folgt dem „Box in a box“-Prinzip, alle Räume sind mithilfe von Schwingungsdämpfern in das umgebende Gebäude „eingehängt“. Durch die 3D-Planung mit Allplan konnten die Ingenieure des Büros Vahanen das Bauwerk wesentlich besser verstehen und den Überblick bewahren. Die besondere Raumakustik wird durch geschichtete Birkenholz-Paneelen und unregelmäßige Betonwände erreicht. Heute ist das „Musiikkitalo“ eine Konzerthaus-Architektur, bei der alles stimmt: Die Konstruktion, das Klangerlebnis und die Besucherzahlen.

 

Konzertsaal Helsinki Music Centre

© Wikimedia Commons / hugovk; Konzertsaal Helsinki Music Centre (CC BY-SA 2.0) 

 

Lesen Sie in der Fallstudie zum Projekt, wie die digitale Planung des Konzerthauses erfolgte.

 

Avantgarde im 2.000-Seelen Ort: Das Konzerthaus Blaibach

Konzerthaus-Architektur_Konzerthaus_Blaibach_1807

© Wikimedia Commons / luckyprof; Konzerthaus Blaibach (CC BY-SA 4.0)

 

Ein grober Baukörper steckt halb in der Erde und wirkt wie vom Himmel gefallen – so könnte man die Konzerthaus-Architektur im bayerischen Blaibach beschreiben. Doch hinter dem kleinen Konzertsaal für 200 Personen verbirgt sich eines der spektakulärsten Projekte für die Darbietung von Musik. Die von internationalen Stars gelobte Raumakustik entsteht durch gefächerten und geschlitzten Sichtbeton an Wänden und der Decke. Nur 3 Millionen Euro hat der Bau gekostet, durch Spenden und tatkräftige Mithilfe von Ortsbewohnern wurde das Konzerthaus möglich. Es hat zahlreiche Architekturpreise bekommen und wurde in New York zu einer der 10 herausragenden Konzerthäuser der Welt gewählt. Architekt Peter Haimerl freut sich – und mit ihm die Bürger eines in jeder Hinsicht neu belebten Ortes.

 

 

Um Konzerthaus-Architektur wird viel diskutiert, handelt es sich doch um ein Herzstück des städtischen Kulturlebens, das Besucher von nah und fern anziehen soll. Die Raumakustik ist jedoch immer die Nagelprobe – wenn sie stimmt, verstummen Kritiker schnell. Durch exakte Planungen wird hier immer öfter Außergewöhnliches erreicht – das beweist auch das Musiktheater Graz. Auch dieses Konzerthaus wurde mithilfe von Allplan digital geplant, wie dabei vorgegangen wurde erfahren Sie in der Fallstudie zum Projekt. Mehr über eines der berühmtesten Beispiele der letzten Jahre lesen Sie in unserem Artikel über die Elbphilharmonie in Hamburg.


 

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