Innovatives Bauen: Fertigteilbrücken in NRW

16. September 2020

Um die Brückensanierung effizienter zu gestalten, setzt die Straßen.NRW auf innovative Fertigbaumethoden.

Brücken sind ein fundamentales Element jeder Infrastruktur. Wie fundamental, wird schnell deutlich, wenn sie einmal saniert oder ersetzt werden müssen – und der Verkehr deshalb zum Erliegen kommt. Um dieses Problem bei der Erneuerung von Brücken möglichst zu vermeiden, beschreitet der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen, kurz Straßen.NRW, experimentelle Wege im Brückenbau: Innovative Konzepte wie Baustein- und Fertigteilbrücken sollen die Bauzeit und somit die Dauer nerviger Verkehrseinschränkungen erheblich verkürzen. Eine Zeiteinsparung, für die es höchste Zeit ist, denn viele der rund 10.000 Brücken in Nordrhein-Westfalen stammen aus den 1960er- und 1970erjahren und sind akut sanierungsbedürftig.


Innovative Konstruktion: Segmentbrücke von Max Bögl

Eines der Pilotprojekte ist der Ersatzbau einer Überführung über die A3 bei Emmerich. Hier kam eine neuartige Fertigteilkonstruktion der Firma Max Bögl zum Einsatz. Bei der sogenannten Segmentbrücke werden nach der Installation von Verbundfertigteilträgern (VFT-Trägern) vorgefertigte Fahrbahnelemente in Form von 22 Segmentplatten aus selbstverdichtendem Beton darauf aufgelegt und anschließend in Längsrichtung zu einer homogenen Fahrbahnplatte zusammengespannt. Diese kann ohne Abdichtung beziehungsweise Fahrbahnbelag direkt befahren werden. Dank dieser besonderen Konstruktion – die übrigens bei einer anderen Brücke mit dem Ingenieurpreis 2019 geehrt wurde – benötigte die Fertigstellung der Brücke statt sechs Monaten nur vier.


Wie Lego: Bausteinbrücke

Fast so einfach wie Lego: Bei der Bausteinbrücke an der Hammacherstraße in Hagen wurde praktisch alles – Fundamente, Widerlager, Stahlträger, Fahrbahnplatten und die so genannten Kappen, also die Seitenelemente der Brücke – vorgefertigt. Etwa 60 große und circa doppelt so viele kleinere Fertigteile umfasste der Baukasten für das Ersatzbauwerk, darunter 40 Meter lange und rund 30 Tonnen schwere Überbaulängsträger sowie Widerlager mit einem Gewicht von bis zu 57 Tonnen. Die Baustelle vor Ort dauerte dreieinhalb Monate, wobei die zu überbrückende A46 etwa 100 Kalendertage auf jeweils zwei Spuren verengt wurde. Zweimal musste die Autobahn beidseitig – einmal für den Abbruch der Bestandsbrücke, einmal für die Stahlträgerverlegung – sowie viermal einseitig – für die Verlegung der Fahrbahnplatten und Kappen – vollgesperrt werden.


Erfolgreiche Piloten

Auch an der A1 bei Unna soll die Bauzeit einer Brücke (Afferder Weg) durch Fertigteile enorm verkürzt werden, in diesem Fall um mindestens 180 Tage beziehungsweise 40 Prozent. Neben der Vorfertigung ist bei diesem Projekt allerdings noch ein anderer innovativer Aspekt spannend: Ein Teil der Widerlager, die sogenannte Kappe, wird vor Ort gegossen. Statt der üblichen Holzschalung verwendet man hier jedoch eine aus Stahlblech, die anschließend praktischerweise einfach im Bauwerk verbleibt. Insgesamt stellen alle genannten Pilotprojekte einen großen Schritt für einen effizienteren Brückenbau in NRW dar. Eine gute Nachricht für die Verkehrsteilnehmer im Bundesland mit den mit Abstand meisten Staukilometern.


 

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