Die Geschichte des Ingenieurbaus – Spitzenleistungen damals und heute

8. Mai 2017

Der moderne Ingenieurbau entwickelte sich durch die Industrialisierung gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Doch schon in der Antike wurden außergewöhnliche Bauwerke der Ingenieurskunst errichtet, die noch heute in Staunen versetzen. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Geschichte des Ingenieurbaus sowie über herausragende Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart.

Die Hagia Sophia in Istanbul© Pixabay / falco, https://pixabay.com/de/istanbul-türkei-bosporus-bosphorus-775926/; Die Hagia Sophia in Istanbul

Meisterwerke antiker Baukunst

Der erste Durchbruch des Suezkanals gelang bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. und verband die Stadt Bubastis (das heutige Zagazig) mit dem Roten Meer. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Kanal mehrmals erneuert und diente bis 100 n. Chr. als Handelsweg vom Mittelmeer Richtung Süden und Osten. Etwa zur selben Zeit entstand in Rom das Kolosseum, das heute noch weltweit größte Amphitheater mit einer ausgeklügelten Sicherheitstechnik. Durch die 80 Eingänge war es möglich, die ganze Arena in nur fünf Minuten zu räumen oder in 15 Minuten zu befüllen. Dasselbe Prinzip findet auch heute noch beim Bau von Stadien Anwendung.

Im 6. Jahrhundert n. Chr. ließ der byzantinische Kaiser Justinian I. die Hagia Sophia in Konstantinopel (heute Istanbul) errichten. Diese Kuppel mit einer Spannweite von 32 Metern gilt als einzigartiges Bauwerk, da sie sich auf lediglich vier Tragepunkte stützt. Sie war damit die weltweit erste Großkuppel und prägte die sakrale Architektur der folgenden Jahrhunderte nachhaltig.

Die Entstehung des modernen konstruktiven Ingenieurbaus

Mit der beginnenden Industrialisierung in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es möglich, Prozesse zu automatisieren und die Herstellung von Werkstoffen in großen Mengen profitabel zu gestalten. So konnte ab 1820 Gusseisen produziert werden, das die europäische Architektur revolutionieren sollte. Fabriken und Theater erhielten nun als Gerüst eine Eisenkonstruktion. Die erste gusseiserne Brücke, die „Ironbridge“ in England, entstand jedoch bereits einige Jahre zuvor: 1777 bis 1779. 1851 folgte zur ersten Weltausstellung in London der Kristallpalast, bei dem die Ingenieure 3.800 Tonnen Gusseisen, 700 Tonnen Eisen, 84.000 Quadratmeter Glas sowie 56.000 Quadratmeter Holz verbauten. Die Verbindung aus Glas und Eisen wirkte zu ihrer Zeit sehr modern und fand Verwendung beim Bau von riesigen Gewächshäusern und Einkaufsgalerien. Auch beim Bau des Eiffelturms spielte Eisen eine bedeutende Rolle. Hieraus entwickelte sich später der Stahlbau.

Weitere Einsatzgebiete für den Ingenieurbau

Der konstruktive Ingenieurbau beschränkt sich jedoch nicht allein auf Gebäude und Brücken. Überall dort, wo ein besonderer Tragwerksentwurf und eine herausragende architektonische Gestaltung erforderlich sind, arbeiten Ingenieure und Architekten zusammen. Dies betrifft unter anderem weitgespannte Kongress- und Maschinenhallen, außergewöhnliche Türme, Tunnelprojekte mit schwieriger Geologie sowie aufsehenerregende Staudämme.

Berühmte Beispiele des Ingenieurbaus im 19. und 20. Jahrhundert

Der erste Gotthardtunnel, der 1880 von beiden Seiten des Bergmassivs gebohrt wurde, ist ein bedeutendes Beispiel für den modernen Tunnelbau in Verbindung mit der Geotechnik. Die Ingenieure mussten nicht nur sehr genaue Berechnungen vornehmen, sondern auch die Struktur der Gesteinsmassen einbeziehen, damit die beiden Teams sich schließlich in der Mitte des Bergs treffen würden. Über der tiefsten Stelle des 15 Kilometer langen Tunnels liegen immerhin 1.100 Meter Gebirge.

Ein ungewöhnliches Projekt im Bereich der Landgewinnung und des Hochwasserschutzes realisierte die Niederlande zwischen 1927 und 1932. Die Zuiderzeewerke sind ein großflächiges System von Deichen, Landgewinnungsflächen und Wasserpumpanlagen. Durch ihre Errichtung entstanden das Ijsselmeer sowie neue landwirtschaftliche Nutzflächen. Der Abschlussdeich (Afsluitdijk), der das Ijsselmeer von der Nordsee trennt, hat eine Länge von 32 Kilometern, eine Breite von 90 Metern und eine Anfangshöhe von 7,25 Metern. An beiden Enden des Deichs befinden sich jeweils mehrere Schiffsschleusen und Abflusskanäle.

Der konstruktive Ingenieurbau im 21. Jahrhundert

Materialien wie Beton, ETFE und Glas erlauben auch im 21. Jahrhundert außergewöhnliche Bauwerke, die aus der Kooperation zwischen Architekten und Ingenieuren entstehen. Hierzu zählen beispielsweise das Busan Cinema Center in Südkorea oder das Mercedes-Benz-Stadion in Atlanta, USA. Darüber hinaus spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Egal, ob energieeffizienter Industriebau, ökologischer Brückenbau oder Stahlbau, Ingenieure werden auch in Zukunft maßgeblich an der Gestaltung architektonischer Meisterwerke beteiligt sein.


 

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