Mit Holz hoch hinaus: 3 Holzhochhäuser der Superlative

10. Oktober 2018

Bereits seit einigen Jahren erlebt der Baustoff Holz eine Renaissance im urbanen Wohnungs- und Gewerbebau. Nun wollen Wissenschaftler und Architekten herausfinden, wie hoch ein Holzbau in die Luft ragen kann. Das Wettrennen der Superlative hat begonnen. Weltweit gibt es Pläne für Holztürme mit einer Höhe von mehreren hundert Metern, etwa in Australien, Großbritannien und Japan. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen drei Projekte vor, die für ihre Holzhochhäuser innovative Bauweisen nutzen: das Studentenwohnheim „UBC Brock Commons“ in Vancouver, die Wildspitze in der Hamburger Hafencity und der River Beech Tower in Chicago.

 

Holzhochhaus_1806

© Störmer, Murphy und Partner; Holzhochhaus Hafencity Hamburg

 

Ein studentisches Hochhaus aus Holz

Das Studentenwohnheim „UBC Brock Commons“ im kanadischen Vancouver ist das einzige der drei vorgestellten Projekte, das bereits fertiggestellt ist. In nur drei Monaten errichteten Acton Ostry Architects ein Holzhochhaus in Hybridbauweise mit einer Höhe von 53 Metern und 18 Geschossen. Das Fundament, das Erdgeschoss sowie das Treppenhaus bestehen aus Beton. Für das Tragwerk wählten die Planer eine Kombination aus Brettschichtholz-Stützen und Brettsperrholzdecken.

 

Die Bauzeit war auch deshalb so kurz, weil die Fassadenelemente vorgefertigt wurden. Sie setzen sich aus einem Stahlrahmen mit 70 Prozent Holzfaserdämmung und HPL-Platten zusammen. Insgesamt sind in diesem Holzbau 2.233 Kubikmeter Holzprodukte verarbeitet. Für die innovative Verbindung aus Ökologie und Ästhetik bei diesem Projekt bekam das Architekturbüro unter anderem den „International Prize for Wood Architecture 2018“ sowie den „2018 Wood Design Award in BC“ verliehen.

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=GHtdnY_gnmE

 

Urbaner Holzbau in Chicago

Demnächst könnte in Chicago ein Holzhochhaus mit 80 Geschossen entstehen: der River Beech Tower. Die Idee dafür entstand in einem interdisziplinären Forschungsprojekt mit der Universität Cambridge in Großbritannien. Michael Ramage, Lehrstuhlinhaber für „Natural Material Innovation“, geht damit der Frage nach, wie hoch ein Holzhochhaus maximal gebaut werden kann und wie es demnach geplant werden muss.

 

Die Planer müssen, wie bei allen Holzbauten, strenge Vorschriften in puncto Brandschutz beachten. Das Architekturbüro Perkins + Will möchte bei diesem Projekt ausschließlich handelsübliche Holzbaustoffe verwenden. Das Brandverhalten von Holz lässt sich zwar im Allgemeinen berechnen, doch es ist nur schwer nachzuweisen, dass sich diese Holzbaustoffe nicht entzünden. Die Vorschriften hinken – wie so oft – der Technologie hinterher.

 

Die Struktur des River Beech Tower soll aus einem außen liegenden Rautensystem bestehen, das die „natürliche axiale Festigkeit des Holzes“ nutzt. Durch die Verbindung des äußeren Netzsystems mit der inneren Queraussteifung sollen die vertikalen und horizontalen Lasten abgefangen werden. Einen ersten Einblick in die Pläne gibt es in diesem Video:

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=W2vvcWouL6U

 

Hamburgs Holzturm der Superlative: die Wildspitze

In einem Gemeinschaftsprojekt der Garbe Immobilien-Projekte GmbH und der Deutschen Wildtierstiftung entsteht bis 2021 in der Hamburger Hafencity das Holzhochhaus „Wildspitze“. Es soll eine Höhe von 64 Metern haben. Wie beim Studentenwohnheim in Vancouver setzen die Planer auch hier auf eine Hybridbauweise: Die Treppenhauskerne sind aus Beton gefertigt, die tragenden Bauteile sowie die Gebäudehülle bestehen vollständig aus Holzwerkstoffen. Eine zweite Fassadenhaut aus Glas umspannt darüber hinaus den Holzturm.

 

Das Gebäude bietet nach Fertigstellung Platz für 18.000 Quadratmeter Wohnraum – davon ein Drittel öffentlich gefördert – sowie für Büros, Ausstellungsflächen, Lernwerkstätten und Gastronomie. Ziele dieses Projektes sind Nachhaltigkeit und Innovation, die sich in allen Elementen des Holzhochhauses zeigen sollen.

 

Ganzheitlicher Ansatz für den urbanen Holzbau

Bei Holz als ökologischem Baustoff geht es letztlich um einen ganzheitlichen Ansatz, sowohl für die Stadtentwicklung als auch den Ressourcenverbrauch. Städte brauchen Wohnraum – Hochhäuser aus Holz könnten die Lösung sein. Dafür sollte das Baumaterial jedoch aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, damit die gute Umweltbilanz erhalten bleibt.

 

Die Grenze von 1.000 Metern Höhe, die Experten bei Hochhäusern in Hybridbauweise sehen, ist noch längst nicht erreicht. Es gibt aber weitere spannende Holzturm-Projekte weltweit, die wir Ihnen in unserem Beitrag „80 Meter und mehr - die ‚Woodscraper‘ kommen“ vorstellen.


 

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