Hausboot-Architektur: Naturverbunden wohnen auf dem Wasser

15. Mai 2017

In den Metropolen der Welt wird der Wohnraum immer knapper. Schwimmende Häuser an Flüssen oder Kanälen bilden deshalb eine attraktive Alternative. Die neueren Modelle haben die rustikale Bauweise längst hinter sich gelassen – moderne Beispiele überzeugen durch Design, Nachhaltigkeit, Technologie und Komfort. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche baurechtlichen Anforderungen Hausboote stellen und wir erläutern Ihnen drei herausragende Beispiele fast futuristisch anmutender Hausboot-Architektur.

Hausboot© Pixabay / jarleeknes, https://pixabay.com/de/hausboot-kanal-boot-451910/

Baurechtliche Anforderungen an das Wohnschiff

Die massive Wohnlandschaft eines Hausbootes gründet auf einem Ponton aus Beton oder Stahl, der an festen Liegestellen angebracht ist. Es handelt sich also um ein schwimmendes Haus und unterliegt deshalb denselben baurechtlichen Anforderungen wie beispielsweise klassische Einfamilienhäuser. Form, Anzahl der Stockwerke, Materialien sowie Farben können Architekten frei wählen. Hier ist lediglich ein vorhandener Bebauungsplan zu beachten. Darüber hinaus sollte die Liegestelle bereits erschlossen sein. Da nur die Außenwände tragend sind, ermöglicht dies großen Gestaltungsfreiraum für die Innenarchitektur des Hausboots. Das Wohnen auf dem Wasser ist zudem eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpft. Deshalb eignen sich für Wohnschiffe ökologische Baumaterialien sowie regenerative Energiequellen, wie die folgenden drei Hausboot-Beispiele zeigen.

Vollkommen autark: Das Waterlovt Hausboot

Dieses schwimmende Luxusapartment aus den Niederlanden überzeugt durch seine elegante Architektur. Es vereint moderne Technik, Komfort und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus ist es energetisch vollkommen autark. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgt in Kombination mit einem Stromspeicher für die notwendige Energie. Anfallende organische Abfälle können mit einem speziellen Kocher ebenfalls zu Energie verarbeitet werden. Die Entsalzungsanlage produziert mit diesem Strom Trinkwasser. Ein integriertes Kühl- und Heizsystem gehört ebenfalls zur Ausstattung. Großflächige Fenster an allen Seiten sorgen für ausreichend Tageslicht. Für Fußboden, Wandverkleidung und Decke verwendeten die Architekten hochwertige Holzelemente, die in Handarbeit hergestellt wurden.

Zwar nicht auf dem Wasser, dafür aber in der Erde: Erdhäuser - der neue Trend für nachhaltiges Bauen.

Zwischen Ebbe und Flut: Das Exbury Egg

Aus einer Kooperation der britischen Architekten PAD Studios, dem Künstler Stephen Turner sowie der Designfirma SPUD entstand 2013 ein eiförmiges Minihaus in einer Mündung des Flusses Beaulieu in Großbritannien. Bei Flut schwimmt das Exbury Egg an der Wasseroberfläche, bei Ebbe ruht es auf dem Grund. Das schwimmende Ei besteht aus einheimischem Holz und geformtem Sperrholz, mit einer Länge von 20 und einer Höhe von 9 Metern. Im Inneren erwarten den Bewohner eine Hängematte, ein Herd, ein Schreibtisch und ein Badbereich. Dieses Projekt repräsentiert in besonderem Maße das naturverbundene Wohnen.

Öko-Jacht mit Tiefblick: Die Trilobis 65

Der italienische Architekt Giancarlo Zema konzipierte bereits 2001 eine Jacht, die Platz für sechs Personen bietet und einen direkten Blick zum Meeresgrund eröffnet. Der rundum verglaste Beobachtungsraum befindet sich drei Meter unter der Wasseroberfläche. Die sechs Sitze sind durch Computer miteinander verbunden. Dies ermöglicht Echtzeit-Informationen über vorbeiziehende Meerestiere und -pflanzen. Über elektrochemische Prozesse passen sich die Glasfenster den jeweiligen Lichtverhältnissen an, was den Passagieren einen optimalen Blick gewährleistet. Die 20 Meter lange Öko-Jacht wird durch einen Elektromotor mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betrieben. Als „Abfallprodukt“ entsteht – wieder über elektrochemische Prozesse – Trinkwasser. Die vier Decks des Wohnschiffs sind durch eine Wendeltreppe miteinander verbunden. Das Projekt befindet sich noch in der Umsetzung.

Das Hausboot als Antwort auf den Klimawandel?

Das Wohnen auf einem Hausboot entspricht einem naturverbundenen Leben auf kleinem Raum, bei dem häufig ökologische Materialien und Technologien im Vordergrund stehen. Es gliedert sich deshalb in den Trend der „Tiny Houses“ ein – Umweltbewusstsein und eine Reduktion auf das Wesentliche spielen in dieser Bewegung eine große Rolle. Die demografische Entwicklung in den Metropolen sowie der Klimawandel könnten das moderne Hausboot zu einer innovativen und dauerhaften Alternative für zusätzlichen Wohnraum auf dem Wasser machen.


 

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