Elbphilharmonie Hamburg – Von der Ruine zum berühmtesten Konzerthaus der Welt?

6. Dezember 2016

Mehr als neun Jahre Bauzeit und Unmengen an Geld später ist die Elbphilharmonie in Hamburg endlich fertig. Sie soll einen der besten Konzertsäle der Welt beherbergen und den gleichen Stellenwert haben wie das Opera House in Sydney. Ob sie wirklich zu so einem berühmten Wahrzeichen wird, bleibt abzuwarten. Was die beiden aber schon jetzt verbindet: die enormen Kosten und die lange Bauzeit.

Elbphilharmonie Hamburg

© fotolia / franziskus46

Ein steiniger Weg beginnt

Mehr als 15 Jahre sind von den ersten Ideen bis hin zur Eröffnung vergangen. 2001 schlägt Architekt Alexander Gérard eine Lösung für die Gestaltung des Kaispeicher A vor: eine Konzerthalle soll es werden. Ein Kulturdenkmal, ähnlich wie die Oper in Sydney. Eine erste Gesamtkostenschätzung beläuft sich auf 186 Millionen Euro. Bis 2010 soll das Gebäude stehen. Damals war man noch optimistisch.

Die Vision

2003 präsentiert das schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron einen ersten Entwurf der Elbphilharmonie. Es soll etwas Großes werden. Schließlich kennen sich die Schweizer bestens mit Riesenbauwerken aus. Sie sind unter anderem für die Tate Gallery of Modern Art in London, die Allianz Arena in München oder das Olympiastadion in Peking verantwortlich. Ihre Vision ist außergewöhnlich.

Die Glasfassade soll aus 1.100 unterschiedlich gebogenen und bedruckten Glaselementen bestehen, die die Sonneneinstrahlung nach innen minimieren und nach außen reflektieren. Das Dach soll aus acht Teilflächen bestehen, auf dem 6.000 Pailletten angebracht werden sollen. So erstrahlt das Gebäude schon von weitem. Das Herzstück aber der Konzertsaal mit 2.100 Plätzen, der durch die Platzierung der Sitze und seiner Klangkulisse überzeugen soll.

Elbphilharmonie Hamburg© Von rainer freder - Eigenes Werk (Originaltext: eigenes Foto), Copyrighted free use, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37171828

Es geht los – oder so

Am 02. April 2007 findet die Grundsteinlegung statt. Schon damals ist klar: Der Bau wird viel komplizierter und teurer als einst angenommen. Immer wieder wird der Eröffnungstermin des Konzerthauses verschoben. Immer wieder steigen die Kostenschätzungen. Im Frühjahr 2010 sollten eigentlich die ersten Proben im neuen Konzertsaal stattfinden. Daran ist aber noch nicht zu denken. Was jetzt gerade mal steht ist der Rohbau. Nach und nach werden die speziell angefertigten Fensterscheiben eingesetzt.

Die Elbphilharmonie wird mehr und mehr zum Spottobjekt der Stadt. Hamburgs Politiker stehen unter Druck und müssen handeln. Im April 2010 reicht die Stadt Hamburg Klage gegen den Baukonzern Hochtief ein. Dort soll eine vertraglich zugesicherte, verbindliche Terminplanung für das Prestigeobjekt vereinbart werden.

Ein Problem jagt das nächste

Doch das nächste Problem steht schon vor der Tür: Die Dachkonstruktion der Elbphilharmonie. Sie wiegt 2.000 Tonnen und soll ohne jegliche Stützen auskommen. Ganz ungefährlich ist das natürlich nicht und so kommt es zum Streit zwischen der Stadt Hamburg und dem Baukonzern Hochtief. Die Folge daraus: ein Baustopp. Fast 1 ½ Jahre stehen die Bauarbeiten still. Was eigentlich zum Aushängeschild der Stadt werden sollte, wird jetzt zum Spottobjekt. Protestveranstaltungen seitens der Hamburger Bürger zeigen die gekippte Stimmung.

Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss soll die Ursachen der Kostensteigerungen ermitteln. Fazit: Hamburgs Politiker und die Baufirmen sind viel zu leichtsinnig und unprofessionell an die Sache rangegangen. Hamburgs damaliger Erster Bürgermeister Ole von Beust nimmt die politische Verantwortung auf sich.

Elbphilharmonie Hamburg© iStockphoto LP / tichr

Was lange währt …

Im April 2013 werden Nägel mit Köpfen gemacht. Unter dem neuen Ersten Bürgermeister Olaf Scholz werden neue Verträge unterschrieben, die beinhalten, dass das Bauunternehmen Hochtief die Elbphilharmonie unter Übernahme sämtlicher Risiken weiterbauen soll und die Schlüsselübergabe bis zum Herbst 2016 stattfindet. Die Kosten für den Bau sind derweil ins Unermessliche gestiegen: 789 Millionen Euro kostet der Bau den Steuerzahler. Das ist fast 10 Mal so viel wie geplant. Aber endlich geht es voran.

Nach 18.000 Tonnen verbautem Stahl, 63.000 Kubikmeter verbautem Beton und 1.100 angebrachten Fassadenelementen ist es im Oktober 2016 so weit. Am 31. Oktober 2016 ist der Bau endgültig abgeschlossen und wird offiziell an die Stadt Hamburg übergeben. 200.000 Tonnen, so viel wie 416.666 Konzertflügel, 722 Airbus A 380 oder 2 ½ Queen Mary, wiegt das Haus. Die gesamte Bruttogeschossfläche entspricht 17 Fußballfeldern oder 2/3 der Alster. Die Gesamtkosten: 865,65 Millionen Euro.

Am 11. und 12. Januar 2017 fanden die Eröffnungskonzerte für die Elbphilharmonie statt.


 

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