Grüner Riese: Chinas Streben zur Umweltschutz-Weltmacht

12. April 2018

China ist, als Nation betrachtet, weltweit Umweltverschmutzer und CO2-Emittent Nummer eins. Megastädte wie Peking oder Shanghai ersticken im Smog. Milliarden Tonnen von Müll landen jährlich im Jangtse und anderen Flüssen. 60 Prozent der Wasservorkommen sind untrinkbar; rund ein Fünftel des Anbaulandes ist stark mit Schwermetallen wie Kadmium belastet. All das sind die hässlichen Begleiterscheinungen des fortschreitenden Wandels Chinas zur Industrieweltmacht. Doch ist das Reich der Mitte auch in durchaus lobenswerter Weise bestrebt, die grünste Nation der Welt zu werden. Hierzu investiert die Volksrepublik etliche Milliarden in erneuerbare Energien und experimentiert mit umweltfreundlichem Städtebau.

 

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Erst kürzlich wurde nahe der ostchinesischen Stadt Huainan ein Projekt von immensem Symbolcharakter für eine Energiewende im Reich der Mitte fertiggestellt: das weltweit größte schwimmende Solarkraftwerk. Die Solarmodule der gewaltigen Anlage mit einer Leistung von bis zu 40 Megawatt werden hier von einem See gekühlt, welcher ironischer Weise einen ehemaligen Kohletagebau bedeckt. Da das Wasser durch die Kohle stark mineralisiert ist, wäre ohnehin jedwede andere Nutzung schwierig. Für Aufsehen sorgt auch der Bau des größten solarthermischen Kraftwerks der Welt in der Wüste Gobi. Sechs Solarabsorber werden hier in der rund 25 Quadratkilometer umspannenden Anlage jeweils 135 Megawatt erzeugen (insgesamt 810 Megawatt!).

 

Eco-Cities: Labors für grünen Städtebau

Doch die „Vergrünerung“ Chinas betrifft nicht nur den reinen Energiesektor, sondern auch ganzheitliche städtebauliche Pilotprojekte. So schafft die Volksrepublik etwa mit den sogenannten „Eco-Cities“ Labors, in denen Konzepte für nachhaltige Gebäude, Mobilität, Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Informationstechnologien und Innovationen getestet werden. Zwölf solcher Eco-Cities werden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (dena) entwickelt und getestet, darunter auch Zhangjiakou – neben Peking einer der zwei Austragungsorte der Winterolympiade 2022. Positive Ergebnisse der Projekte sollen später auf bestehende Städte übertragen werden. Das in China gesammelte Knowhow der dena wird wiederum reziprok bei zukünftigen Projekten in Deutschland von Nutzen sein.

 

Die höchsten grünen Investitionen der Welt

Riesige Solarkraftanlagen, grüne Pilotstädte – all das ist Teil eines größeren Plans zur weiteren Modernisierung Chinas. Dieser erste Urbanisierungsplan in der Geschichte der Volksrepublik sieht vor, dass bis 2020 60 Prozent der Bevölkerung in Städten und auf Grundlage von umweltfreundlicher Produktion und Konsum leben sollen. Diesen Wandel lässt sich China einiges kosten. Allein 2016 investierte es weltweit etwa 32,1 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien. Anfang 2017 gab die Nationale Energiebehörde NEA zudem bekannt, dass China bis 2020 umgerechnet 343 Milliarden Euro für erneuerbare Energien und Kernenergie ausgeben wird, um die schmutzigen Kohlekraftwerke zu ersetzen.

 

Das kurzfristige Ziel ist es, mit den Kohlealternativen 15 Prozent des gesamten Energiekonsums des Landes abzudecken. Die Maßnahmen sollen überdies 13 Millionen Arbeitsplätze schaffen – mehr als mit der Kohlekraft verlorengehen. Mit 138 Milliarden Euro fließt der größte Teil des Pakets in Solarenergie. Auch hier wurde im Vorfeld bereits viel getan. Im letzten Jahr allein hat China seine Solarstromkapazitäten um 34,54 Gigawatt auf 77,42 Gigawatt erhöht, also nahezu verdoppelt. Durch die neuen Investitionen dürften nun in den nächsten Jahren um die 1.000 größeren Sonnenkraftwerke entstehen.

 

Fazit

Bis die Eco-Cities tatsächlich Ergebnisse zeitigen, die sich in der Breite anwenden lassen, wird wohl noch viel Zeit ins Land gehen. Und auch bei den riesigen neuen Solarkraftwerken ist noch nicht gesagt, ob sie, sobald sie laufen, auch wirklich gleich Strom liefern können. Hier fehlt es vielfach noch an Trassen, die den Strom aus den sonnenreichen Einöden in die oft weit entfernten Städte tragen. Nichtsdestotrotz lässt das Ausmaß grüner Maßnahmen in China auf einen echten Unterschied im Kampf gegen den Klimawandel hoffen.


 

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